Delta- und
Gleitschirmclub Schaffhausen

Den Blinker bereits Richtung Schaffhausen gestellt, schaue ich noch nebenbei kurz nach Rudolfingen, wo ich nach genauerem betrachten, einen Schirm am Startplatz liegen sehe. "Komm wir fahren noch kurz am Hammenberg vorbei" sage ich zu meiner Frau: "um zu schauen wer da bereit steht." Obwohl ich mit Fritz auf 13 Uhr am Heidenbaum abgemacht habe, sollte so ein kurzer Abstecher zeitlich noch gut drin liegen. Einer ist gerade abgesoffen, als ich mit der ganzen Familie am Startplatz eintrudle. Doch da startet schon der nächste in eine gute Ablösung. Nach kurzem nachschauen, begrüsse ich Beat der auch gerade erst gekommen ist. Gemeinsam beobachten wir den blauen Firebird der doch ziemlich schnell Höhe machen konnte. Doch auch er kam nach ca.15 Minuten wieder runter.

Diese Zeit nutzte ich für ein Info-tel - Fritz informierte ich, dass es hier in Rudolfingen all besser aussieht. "wir warten noch" waren meine abschliessenden Worte "gib Dir Bescheid, wenn es gut wird!" Kaum abgehängt ruft Dani an. Er stehe am Ob Lucken und es blase ein mässiger Wind. Während des Telefonates werden die Bedingungen all besser und ich sage Ihm, dass wir es hier versuchen und später immer noch nach Beggingen fahren können. "Ich komme auch zu Euch!" schloss er nun das Gespräch ab. Nach ca.10 Minuten war ich nun auch bereit mein Glück zu versuchen. Beat war bereits in der Luft - ich wartete noch auf eine gute Ablösung. Kurz nach dem Start befand ich mich schon über der Baumkante - das gibt ein kurzes Vergnügen, dachte ich bei mir, als ich nach ca. 80 Meter Überhöhung wieder auf Baumhöhe absackte. Da startet auch schon ein dritter Schirm unter mir raus - das wird knapp zu dritt hier ist mein nächster Gedanke.

Doch es kommt anders! Ich sehe wie Beat über Rudolfingen eindreht und weg steigt - schnell hin, geschafft! Ich hab den Bart auch erwischt. Aber auch der dritte Schirm steigt noch leicht unter mir in den gleichen Aufwind ein. So drehen wir also zu dritt bis ca. 500 Meter über Grund auf. Leider verlässt uns der Winterthurer Kollege und fliegt wieder Richtung Luv zurück. Beat und ich drehen den Bart voll aus. Auf 1350müM und über Schlatt geht's zügig Richtung Diessenhofen. Auch dort ist der Einstieg dank Cumuli kein Problem. Über Gailingen halte ich mich eher Richtung West und nehme auch dort alles mit, was ich kriege - ich weiss dank des letztjährigen Novemberfluges, wo der nächste Bart ca. steht. Beat hat eine andere Route gewählt, er ist bei Gailingen östlicher geflogen, was ihn fast schon frühzeitig zur Landung gezwungen hätte. Doch dank seines Flügels und seinem fliegerischen Können gelingt es ihm mitten über der Stadt Singen wieder hochzukommen. Hut ab, wie er das gemeistert hat.

Ca. Höhe Stockach kämpfen wir zu zweit mit einem Leeschlauch, der uns nur knapp über Boden wieder zur Basis zurückbringt. Mein Blick fällt nun öfters zur Geisinger Kiesgrube, die sich markant aus dem üpigen grün von Wald uns Wiese abhebt. Wir kommen gut voran, die besseren Basishöhen wirken sich sehr positiv aus. Das Donautal zw. Tuttlingen und Sigmaringen ist nicht nur wunderschön von Süden her zu betrachten, nein es sagt mir auch, dass wir schon ziemlich weit geflogen sind - für Rudolfinger Verhältnisse. Beim Wechsel zum nächsten Bart nutze ich die Zeit, um meinem GPS Daten zu entlocken, die mich momentan Interessieren. - Goto Tuttlingen gebe ich ein und nach ein paar Sekunden erhalte ich die Antwort: 25km, Peilung 250°. Wir befinden uns also schon nördlicher als Tuttlingen. Kaum fertig mit dem Blick auf mein GPS, fliege ich in einen sehr gemütlichen 2-3 Meter Bart. Beat ist leicht unter und ca. 100 Meter hinter mir. Leider sollte dieser minimale Abstand für den Einstieg in diesen Bart für ihn nicht reichen. Beim hochdrehen beobachte ich Beat ob er nicht doch noch was findet - kurze Zeit später sehe ich in Landen. Ich beschliesse meine Höhe auszunutzen und weiter zu fliegen. Rechts unter mir liegt Sigmaringen, als ich zur Überquerung des engen Donautals ansetzte. Vor mir bäumt sich der höchste Cumuli auf, den ich an diesem Tag antreffen werde - ich Steuere in, eher wieder westlicher - direkt an.

Juhuiii, endlich, der erste Bart der steigen über 5 Meter beinhaltet. Das erste mal für heute steige ich auf über 2000, laut Vario, kurz unter der Wolke verlasse ich diesen Sauger. Ab der Querung des Donautales werde ich noch des öfters mit guten Steigwerten verwöhnt. So komme ich jetzt schneller weiter als ich es geahnt hätte. Meine Route führt mich von Sigmaringen aus Richtung Gammertingen (dem Tal entlang) und dann nordöstlich Richtung Münsingen. Wie es der Zufall will, fliege ich genau über Pfronstetten, wo ich fast genau ein Jahr zuvor (10. Mai 02) von Beggingen her gelandet war. Im Moment findet auf dem Fussballplatz bei Pfrontstetten ein Match statt, etwa 100 Meter zuvor und noch ca. 200 über Grund erwische ich ein stark zerrissenen Aufwind. Leider kann ich das Spiel nicht geniessen, da mich dieser Bart doch immer wieder rauswerfen will. Nach diesem speziellen Erlebnis werde ich vor Münsingen, mit Sportfliegern konfrontiert, die einfach unter mir durch fliegen. Nach ein paar Kilometern sehe ich dann wieso! Westlich von Münsingen liegt, von Süden her gesehen, ein Segelflugplatz der, so wie es aussieht, heute mit einem Fliegerfest aufwartet. Ich umfliege das Spektakel südlich und gerate ohne es zu wollen in den breitesten thermischen Aufwind, an den ich mich erinnern kann. So schenkt er mir ohne eine kurve zu machen - im Geradeausflug knapp 500 Meter. So nutzte ich die gewonnen Höhe um in der Nähe des Waffenplatzes zu Landen (Trailfingen), der nördlich von Münsingen liegt, dies aber auch nur weil dort keine Aktivitäten ersichtlich sind. Die Landung erfolgt genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Wind war immer noch sehr kräftig über Grund und das am halb fünf Uhr, so kam ich die letzten 100 Meter keinen Schritt mehr gegen den Wind an. Kaum gelandet, rief ich meine Frau an, bei der ich mich nicht einmal richtig verabschiedet hatte am Startplatz, weil ich dachte, das gibt eh nur ein kurzer Trip. - So kann man sich Irren.

Wie ich erfuhr, war das Rückholer-Team schon bei Beat und befand sich auf der Höhe von Sigmaringen. Wie sie mir später mitteilten, waren sie wie ich 4 Stunden unterwegs. Dani fuhr die ganze Strecke, holte zuerst Fritz in Stahringen, dann Beat in Engelwies und zuletzt auch mich ab. Auf dem Heimweg lud ich das ganze Rückholer-Team zum Nachtessen ein. Bei einem guten Hefeweissbier konnten wir uns unsere Erlebnisse austauschen. Um Zehn Uhr konnte ich bereits zuhause die Türklinke drücken. Nochmals vielen Dank dem Rückholer Team!!

Cello